Muslimische Philanthropie in Deutschland

Erforschung der Diaspora Philanthropie

Weltweit leben immer mehr Menschen außerhalb ihrer Geburtsländer. Durch Migration entstehen so multikulturelle Gesellschaften unterschiedlichster Prägungen und Selbstverständnisse, in der die Migrantinnen und Migranten ihre Herkunftsbezüge betonen und gleichzeitig als Teil der Gesellschaft verstanden werden wollen. Heute haben rund 27 Prozent aller in Deutschland dauerhaft lebenden Menschen einen Migrationshintergrund. Aus ihnen heraus sind zum Teil Diasporagruppen resultiert, die sich sowohl auf ihre Herkunftsbezüge als auch auf ihre gemeinsame Religion beziehen. Teilweise verfügen sie über nicht unerheblichen Wohlstand und sind einerseits zugunsten ihrer eigenen Diasporagruppe, andererseits als Ausdruck von Inklusion, Integration und Assimilation zugunsten der hiesigen Gesellschaft philanthropisch tätig. 

Vorhaben 

Ziel des Projektes war es, durch mehrere Teilprojekte eine aktuelle Bestandsaufnahme philanthropischen Handeln von Menschen mit Migrationsgeschichte in Deutschland zu erstellen und eine konkrete Handlungsanleitung zu formulieren, die solches Spenden erleichtert. Der thematische Fokus lag dabei auf Diaspora Philanthropie im muslimischen Kontext. Dazu wurde unter anderem untersuch, inwiefern islamische institutionalisierte Konzepte der Philanthropie (waqf) mit deutschem Stiftungsrecht vereinbar sind. Ein beabsichtigter Effekt war die Förderung der Unterstützung von Migrant*innen durch Migrant*innen. 

Abgeschlossene Projekte

Die 2020 erschiene StudieSpenden zwischen Gutes tun und Pflicht fungiert als Bestandsaufnahme muslimischen Spendens in Deutschland. Sie erforschte, wann und wieviel Muslime in Deutschland spenden, welche Motive für sie wichtig sind und für wen und für welche Ziele sie spenden. Die Ergebnisse zeigen etwa, dass die muslimischen Spender*innen der Wohltätigkeitsorganisation Islamic Relief mit durchschnittlich 452 Euro im Jahr mehr als der Durchschnitt der nicht-muslimischen Mehrheitsgesellschaft spenden. Die erhöhte Spendenbereitschaft kann u.a. auf das im Islam tief verankerte Prinzip der Wohltätigkeit zurückgeführt werden.  

Die Ergebnisse wurden in der Online-Diskussion Muslimische Philanthropie in Deutschland – eine Bestandsaufnahme am 14.09.2020 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und mit Gästen wie Aydan Özoğuz (Mitglied des Deutschen Bundestages) diskutiert. Neben den Autor:innen Dr. Siri Hummel und Malte Schrader, steuerten Aiman Mazyek (Zentralrat der Muslime DE) und Herr Tarek Abdelalem (Islamic Relief Deutschland) Redebeiträge bei. 

Im selben Jahr folgte die Veröffentlichung der explorativen Studie Muslimisches Spendenverhalten in Deutschland, welche tiefergehend und sozialwissenschaftlich analysiert, wie und wofür Muslime in Deutschland spenden. Abgeleitet von der religionssoziologischen Annahme der Migrationsforschung, dass ab der zweiten Immigrationsgeneration die Religiosität durch die dominante, individualisierte, säkularisierte Kultur des Westens stark beeinflusst wird, wurde Schwerpunktmäßig überprüft, wie sich das Spendenverhalten von Muslim*innen der verschiedenen Immigrationsgeneration unterscheidet und welche Auswirkungen die Sozialisation in einer nicht-muslimisch, säkularisiert-pluralistischen Gesellschaft auf dieses Spendenverhalten hat.  

Das Forschungsprojekt mündete mit der Publikation der Studie Diaspora Philanthropie in Deutschland: Waqf – Die islamische fromme Stiftung. In dieser großzügig durch Islamic Relief Deutschland e.V. unterstützte Studie untersuchten Prof. Murat Çizakça, Malte Schrader und Dr. Rupert Graf Strachwitz inwieweit muslimische Bürger:innen heute in Deutschland islamische fromme Stiftungen (Auqāf) in Übereinstimmung mit dem klassischen islamischen Recht und seinen Traditionen sowie gleichzeitig mit den Vorschriften des deutschen Rechts und den Traditionen der deutschen Gesellschaft errichten können und was es hierbei zu beachten gilt. Dabei fanden sie heraus, dass diese beiden Rechtssysteme zwar nicht immer genau miteinander übereinstimmen. Jedoch besteht eine so große Ähnlichkeit, dass die Gründung einer Stiftung, die beidem gerecht wird, ohne weiteres möglich erscheint. Die Studie bereitete die Erkenntnisse in einer Handreichung auf, die Muslim*innen bei der Errichtung eines Waqfs in Deutschland unterstützen soll. 

Hier finden Sie unsere Publikationsliste Intercultural Dialogue with Islam and Muslim Philanthropy and Giving”.

Aktuelle Meldungen zum Projekt

Kontakt

Dr. Siri Hummel
Direktorin des Maecenata Instituts
sh@maecenata.eu

Rupert Strachwitz

Dr. phil. Rupert Graf Strachwitz
Vorstand der Maecenata Stiftung,
Senior Strategic Advisor
rs@maecenata.eu