Die humanitären Prinzipien im Wandel der Zeit: Realität oder Relikt?

Opusculum 187 | 25.06.2024 | Unsere neue Veröffentlichung diskutiert die Entwicklung und Relevanz der Grundsätze der modernen humanitären Hilfe seit dem 19. Jahrhundert und stellt die Frage, ob sie heute noch als effektiver Handlungsrahmen dienen können.

 

Zusammenfassung

Die moderne humanitäre Hilfe beruft sich seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert auf die Grundsätze von Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit. Sie bilden seither den Handlungsrahmen, unter deren Wahrung die humanitäre Hilfe versucht, Menschen in Not zu helfen. Seither haben sich die Aufgaben und Rahmenbedingungen der humanitären Hilfe stark verändert, und sie steht heute vor zahlreichen neuen Herausforderungen, die bei der Entstehung der Prinzipien noch keine Rolle spielten. Die vorliegende Arbeit geht daher der Frage nach, inwieweit die Prinzipien heute noch relevant sind und ob sie noch als realistischer Maßstab und Handlungsrahmen für humanitäre Hilfe in der heutigen Zeit dienen können. Um diese Fragen zu beantworten, werden zunächst die Prinzipien und das internationale System der humanitären Hilfe beschrieben. Anhand einer Literaturrecherche werden dann externe Einflüsse und Entwicklungen, wie das Auftreten neuer Konfliktformen, die zunehmende Verschmelzung humanitärer Hilfe mit der internationalen Entwicklungszusammenarbeit, sowie das Auftreten neuer Akteure im Feld untersucht.

Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass die Prinzipien der humanitären Hilfe im Einzelnen zwar nach wie vor von hoher Relevanz sind, ihre Einhaltung die operative Hilfeleistung jedoch vor große Probleme und unlösbare Widersprüche stellt. Prinzipien, die die unterschiedlichen Rahmenbedingungen und Anforderungen heutiger Krisen nur unzureichend berücksichtigen, sind für deren Bewältigung ungeeignet und gefährden die Wirksamkeit und Glaubwürdigkeit der humanitären Hilfe insgesamt, sodass ein Festhalten an einer ausschließlich prinzipienorientierten humanitären Hilfe in Frage gestellt werden muss.

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Über den Autor

Jan-Christoph Deinet ist Absolvent des Masterstudiengang Nonprofit-Management & Public Governance der Hochschule für Technik und Wirtschaft und der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Seine hier vorgestellte Arbeit wurde im Rahmen der Abschlussprüfung des Studiengangs verfasst und von Dr. Rupert Graf Strachwitz als Zweitprüfer betreut.